Manchmal stelle ich mir vor, dass, wenn Produkte merken, dass es mit ihrem Dasein zu Ende geht, sie sich sammeln und gemeinsam zu den Friedhöfen der Konsumartikel wandern. Mit letzter Kraft sammeln sie sich in den dunklen Ecken der Stadt. Dann sterben sie. Und werden zu Müllhaufen.
Ist natürlich Quatsch. Müllverursacher ist natürlich der Mensch. Menschen sind Herdentiere. Sie orientieren sich in ihrem Verhalten häufig am Vorbild ihrer Mitmenschen. So auch beim Umgang mit Müll und dessen Entsorgung. Sind die Straßen dreckig, sehen die meisten Menschen kein Problem darin, ihren eigenen Abfall außerhalb von Mülleimern zu entsorgen. Herrscht dagegen Sauberkeit vor, ist alles blitzeblank, werden auch die Menschen zu Saubermännern und Sauberfrauen.
Klingt logisch und wurde in vielen Studien verifiziert.
Doch es gibt noch eine Möglichkeit, Müll zu vermeiden: Müll! Klingt komisch, ist aber so.
Robert B. Cialdini und ein Forscherteam führten in den 1990er Jahren Experimente durch, die dies belegen. Ein prägnantes Abfallprodukt dient als Erinnerungsstütze, dass Müll in den Abfall gehört und nicht auf die Straße. Das Objekt erinnert die Menschen an die deskriptive Norm. In diesem Fall das umweltfreundliche Verhalten ihrer Mitbürger. Es zeigt ihnen, dass es nicht gesellschaftlich akzeptiert ist, seinen Müll auf der Straße zu entsorgen. Und es macht schmerzlich klar, dass es diesen EINEN Idioten (m/w/d) gibt, der sich nicht an die gesellschaftlichen Regeln gehalten hat.
Und wer will schon in aller Öffentlichkeit einem Idioten nacheifern?!
Grün ist die Zukunft!
Oliver Kock
Der WWF hat eine Liste mit den tierischen Gewinnern und Verlierern des Jahres 2019 veröffentlicht.
Ganz oben bei den Verlieren: der Eisbär. Ein Drittel der weltweiten Population könnte bis 2050 durch die Folgen des Klimawandels aussterben.
Auch das Sumatra-Nashorn scheint dem Tode geweiht. Laut WWF existieren in Indonesien weniger als 80 Tiere – verteilt auf 9 voneinander isolierten Populationen. Der Lebensraum des Dickhäuters fällt immer öfter Palmöl-Plantagen und dem Bergbau zum Opfer.
Zu den weiteren stark bedrohten Arten zählen der Koalabär in Australien, der Jaguar in Brasilien und Bolivien und der Kaiserpinguin in der Antarktis.
Gelingt es dem Menschen nicht, die globale Erderwärmung aufzuhalten, könnte seine Population bis 2100 um 86 Prozent abnehmen!
Zu den Gewinnern zählen laut WWF der Goldschakal, ein naher Verwandter des Wolfes, der sich aus dem Südosten Europas immer mehr in Mitteleuropa ausbreitet. Auch eine Folge der globalen Erwärmung.
Gute Nachrichten auch für einen einsamen männlichen Sehuencas-Wasserfrosch. Zehn Jahre lang galt er als das letzte Exemplar seiner Art und fristete ein Single-Dasein im Naturhistorischen Museum Alcide d‘Orbigny in Bolivien. Wissenschaftler fanden nun im bolivianischen Dschungel ein weibliches Pendant. Anstatt des drohenden Exitus‘ der Froschart folgt nun möglicherweise ein unerwartetes Happy End. Da hüpft das Herz.
Weitere Informationen zu den animalischen Gewinnern und Verlierern 2019!
Get Greenfluenced!
Oliver Kock
Das Nachahmen ist eine Spezialität des Homo sapiens.
Wir gucken, was andere machen und wenn es viele machen, machen wir es nach. Denn wenn es viele machen, dann hat es sich sozial bewährt. Immens wichtig für das soziale Miteinander.
Leider bisweilen mit asozialen Folgen.
Machen wir einen Ausflug in den Petrified Forest Nationalpark im US-Bundesstaat Arizona. Im Eingangsbereich des Parks weist ein großes Schild darauf hin, dass die Existenz des Parks bedroht sein. Der Grund: viele Besucher nehmen sich ein versteinertes Andenken mit nach Hause, was natürlich streng verboten ist.
Tag für Tag wird wird unser aller Erbe in kleinen Stücken davongetragen. Pro Jahr verschwinden 14 Tonnen versteinertes Holz aus unserem Nationalpark.
Ungewollte richteten hier die Verfasser des Textes auf der Hinweistafel den Fokus auf soziale Bewährt – allerdings unter negativen Vorzeichen. Denn ungewollt lenkten sie die Aufmerksamkeit der Leser auf das unerwünschte Verhalten, promoteten die Häufigkeit des Diebstahls, anstatt seine Unerwünschtheit zu betonen.
Um dem Phänomen der sozialen Bewährtheit im Zusammenhang mit Langfingerfertigkeit auf die Spur zu kommen, entwarf ein Team von Wissenschaftlern um Robert Cialdini zwei Hinweisschilder, die die Touristen vom Klauen abhalten sollten.
Text auf Schild 1:
In der Vergangenheit haben viele Besucher versteinertes Holz gestohlen und damit den natürlichen Grundlagen des Parks geschadet.
Ein Bild zeigte mehre Menschen, die Holzstücke davon tragen.
Dieses Schild orientierte sich also am Prinzip der sozialen Bewährtheit.
Schild 2 vermied diese Assoziation. Der Text lautete:
Bitte nehmen Sie kein Holz aus dem Park mit und schützen Sie so die natürlichen Grundlagen.
Visualisiert wurde der Text mit einer einzelnen Person mit einem Stück Holz. Das Holzstück war rot eingekreist und signalisierte durch einen roten Schrägstrich ein klares und international verständliches Na Na Na - Das darfst du nicht!
Bei einem dritten Experiment wurde ganz auf ein Schild verzichtet.
Die Wissenschaftler legten nun markierte Holzstücke entlang der drei verschiedenen Touristenpfade aus, um feststellen zu können, wie viele davon entwendet wurden.
Das Ergebnis: Ohne Schild wurden 2,92 Prozent der markierten Holzstücke geklaut.
Das Schild, das die negative soziale Bewährtheit betonte, sorgte dafür, dass 7,92 Prozent, entwendet wurden. Also drei mal mehr als ohne Hinweisschild!
Auf den Besucherpfaden mit Schild 2, das auf den Hinweis auf das Verhalten anderer Besucher verzichtete, wurden dagegen nur 1, 67 Prozent des markierten Holzes gestohlen.
Fazit: man sollte immer die Aufmerksamkeit auf das erwünschte Verhalten richten, anstatt über schlechte Vorbilder zu lamentieren. In diesem Falle, betonen, das die meisten Besucher die Parkregeln brav befolgen und sich für dieses einmalige Naturdenkmal schützend einsetzen.
Städte und Gemeinden etc. sollten daher sorgfältig prüfen, welche Botschaften ihre Hinweistafeln im Schilde führen.
Get Greenfluenced!
Oliver Kock