Im Herbst verlieren die meisten Laubbäume ihre Blätter. Wobei, sie verlieren sie nicht, wie wir unseren Haustürschlüssel oder unsere Geldbörse. Bäume gehen geradezu strategisch vor!
Wenn die Tage kürzer und kühler werden, "erkennen" die Bäume, dass die Zeit für grundlegende Veränderungen gekommen ist. Sie beginnen, den grünen Farbstoff in den Blättern, das Chlorophyll, abzubauen und transportieren wertvolle Nährstoffe in ihre Wurzeln, wo sie überwintern.
Jetzt werden die anderen Farbstoffe in den Blättern sichtbar - die Carotinoide, gelb und orange. Die herbstlichen Stimmungsmacher waren schon im Blatt enthalten, wurden aber von dem grünen Farbstoff überdeckt. Neu gebildet werden bei einigen Baumarten Anthocyane, die rot und violett leuchten. Die braune Färbung erhalten die Blätter schließlich durch Gerbstoffe, wenn sie absterben.
Warum fallen die Blätter aber zu Boden? Das hat mehrere Gründe. Der Wichtigste: Blätter am Baum verdunsten Wasser. Im Winter, wenn der Boden gefroren ist, können Bäume kein Wasser aufnehmen. Mit den Blättern an ihren Zweigen und Ästen würden sie jämmerlich verdursten. Hinzu kommt, dass Bäume oben ohne starken Winterstürmen und schweren Schneemassen weniger Angriffsfläche bieten. So verringert sich die Gefahr, dass Äste brechen und die Bäume ernsthafte Verletzungen davontragen.
Nun könnte man meinen, dass die Blätter durch die starken Windböen im Herbst Stück für Stück abgerissen und weggeweht werden. Aber auch hier überlassen Bäume nichts dem Zufall. Sie bilden aktiv eine Trennschicht am Blattstiel. Die Zellen in dem Gewebe lösen sich voneinander - und die Blätter fallen zu Boden.
Text und Illustration: Oliver Kock
Kommentar schreiben