Liebe Tierfreunde, hier ist wieder der tierische Reporter Daniel G. Löwenstern. Am 20. Mai feiern wir den UN-Weltbienentag. Wie schön, dass mir gerade an diesem Tag eine Honigbiene Rede und Antwort summte.
Biene: He, das ist ja gar keine Blume. Das ist ein mieser Trick. Sie haben falsche Pappblüten an Ihr Mikrofon geklebt.
Löwenstern: In der Liebe und bei Interviews sind kleine Tricks erlaubt. Wo sie gerade hier sitzen, dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?
B: Wer sind Sie denn überhaupt?
L: Ich vergaß, mich vorzustellen. Mein Name ist Daniel G. Löwenstern. Ich bin tierischer Reporter und befrage Tiere zu ihrem Alltagsleben.
B: Was wollen Sie denn wissen? Ich habe leider wenig Zeit, weil ich mitten in der Arbeit bin.
L: Genau das interessiert mich. Beschreiben Sie doch mal Ihre Arbeit.
B: Welche meinen Sie genau? Wir Arbeitsbienen sind Multijobber!
L: Erklären Sie das bitte.
B: Nun: Meinen ersten Job hatte ich kurz nachdem ich auf die Welt kam. Als Putzbiene habe ich dabei geholfen, den Bienenstock und die Waben im Bienenstock sauber zu halten. Arbeiten Menschenkinder auch sofort, nachdem sie geschlüpft sind?
L: Äh, nein.
B: Wann denn?
L: Das kommt drauf an. Wenn sie studieren so ungefähr mit 27.
B: Tagen?
L: Jahren!
B: Oha. Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen sage ich immer. Als ich vier Tage alt wurde, habe ich den Beruf schon wieder gewechselt. Nun wurde ich Ammenbiene. Mit meinen Futtersaftdrüsen habe ich den Nachwuchs im Bienenstock ernährt. Das ging so, bis ich 13 Tage alt war.
L: Was kam dann?
B: Mit 14 Tagen waren meine Wachsdrüsen fertig ausgebildet. Ich wurde zu einer Baubiene. Eine verantwortungsvolle Aufgabe.
L: Was haben Sie gemacht als Baubiene?
B: Mit meinen Kolleginnen habe ich in kleinen Teams gearbeitet. Wir waren für den Wabenbau zuständig. Auch die Deckel, unter denen sich unser Bienennachwuchs entwickelt, haben wir angefertigt.
L: Wie lange waren Sie Baubiene?
B: Bis zu meinem 17. Lebenstag. Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war, denn mit 17 Tagen verließ ich zum ersten Mal den dunklen Bienenstock. Ich sah zum ersten Mal das Tageslicht!
L: Um Nektar und Pollen zu sammeln?
B: Nein, nein, wo denken Sie hin. Zunächst wurde ich Wachbiene.
L: Sie bewachten den Bienenstock?
B: Den Eingang des Bienenstocks mit vielen Kolleginnen, genau. Sie können sich gar nicht vorstellen, wer da alles rein will.
L: Zum Beispiel?
B: Hornissen, Wespen ... manchmal sogar kleine Vögel und Spitzmäuse. Sind alle scharf auf unseren leckeren Honig. Aber am Geruch sind sie leicht zu erkennen und dann heißt es: Du kommst hier nicht rein, Freundchen!
L: Konsequente Tür-Politik!
B: Ein Muss! Da geht es für unser Volk oft um Leben und Tod!
L: Und wie lange haben Sie als Wachbiene gearbeitet?
B: Drei oder vier Tage. Länger geht das auch nicht. Der Job frisst dich auf. Mit 21 Tagen wurde ich schließlich zur Flugbiene. Es gibt zwei Aufgaben für Flugbienen. Die Kundschafterinnen suchen nach neuen Futterplätzen mit vielen saftigen Blüten. Ich selbst wurde zur Sammelbiene, mein letzter Job. Und mein längster. Etwa 21 Tage arbeite ich als Sammlerin.
L: Der fünfte Job in drei Wochen. Respekt!
B: Danke. Nachdem die Kundschafterinnen uns mit Hilfe des berühmten Schwänzeltanzes mitgeteilt haben, wo wir reichlich Nahrung finden, machen meine Kolleginnen und ich uns auf den Weg und sammeln lebenswichtigen Nektar und Pollen. Aber auch Wasser, Baumharz und Honigtau sammeln wir und bringen alles in unseren Bienenstock.
L: Im Bienenstock wird getanzt?
B: Ja, es gibt den Schwänzeltanz und den Rundtanz. Aber das erzähle ich Ihnen gern ein andermal. Schließlich bin ich eine Sammelbiene und keine Sabbelbiene! Ich spüre, dass es bald regnen wird. Und bei Regen fliegen wir nicht.
L: Oh, natürlich. Dann freue ich mich auf unser nächstes Gespräch.
B: Machen Sie es gut! Ich mache jetzt 'nen Abflug!
L: Guten Flug - und süße Beute!
Text und Illustration: Oliver Kock
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